Liebe Fangemeinde, liebe Politiker, liebe Menschen
Wir sind von Seligkeit beglückt
Hier in die Kirche eingerückt
Und richten unser Augenmerk
Auf Laszlo das Gesamtkunstwerk,
der in der Samt- und Seidenstadt
historisches geleistet hat
mit Hilfe seiner nachweisbar
hoch dekorierten Schülerschar.
Von der will ich in Form von Dichten
Ganz unverbindlich mal berichten.
Der ideale Laszlo-Schüler,
ob er nun Schmitz heißt oder Bühler,
ist immer spiel- und griffbereit,
hat auch am Wochenende Zeit,
ist permanentem Druck gewachsen,
macht in der Schule keine Faxen,
weiß durch Gehorsam zu beglücken,
kann Wutausbrüche unterdrücken,
ist absoluter Dömi-Freak,
hat neben seiner Blasmusik
sonst keine weiteren Int’ressen,
er ist aufs Üben ganz versessen,
spielt Saxophon auch gern zu viert
und ist im höchsten Maß versiert
in musikalisch allen Sparten,
und er kann warten, warten, warten.
Wie sieht nun im Sollbrüggenhaus
Der Alltag eines Schülers aus,
im einzelnen und ganz konkret,
der unter Laszlos Herrschaft steht?
Ich schildere das mal am Fall
des fünfzehnjährigen Pascal.
Pascal betritt mit großer Freude
Das musikalische Gebäude
Und denkt sich innerlich, wie fein,
ich gehe gleich zu Dömi rein,
spiel gemütlich ein paar Lieder.
Nach zehn Minuten geh ich wieder,
da wird er mich nach Hause schicken.
Pascal merkt schnell, das kannste knicken,
denn als er weiter frohgestimmt
Etage 1 Block A erklimmt,
wo alle Bläserfreaks hingehn,
kann er mit eig’nen Augen sehn:
Die Jugend Krefelds hat sich hier
Vor Laszlos fest verschloss’ner Tür
In Fünferreihen aufgestellt,
ein Knabe gar mit Campingzelt,
des Lehrers Ankunft zu erwarten
und mit dem Unterricht zu starten.
So gegen drei fährt durch das Tor
Ein schwarz-lackiertes Auto vor
Mit Meister Laszlo höchstpersönlich
Steigt fröhlich aus, hält wie gewöhnlich
Noch einen Plausch im Innenhof,
denn sich beeilen ist ja doof,
erscheint dann schließlich auf dem Flur,
ein Frechdachs schaut auf seine Uhr
und brüllt so laut es eben geht:
„So früh warst Du noch nie zu spät.“
Der Frechdachs, dieser kleine Wicht,
hat heut woanders Unterricht.
Genug gewartet, jetzt geht’s los,
man fragt sich nur, wie klappt das bloß,
wie können sich die Schülermassen
von einem unterrichten lassen?
Das das ist scheinbar kein Problem,
hier greift das Dömötör-System.
Das Zauberwort heißt: Sich verbreiten.
Die ganzen freien Räumlichkeiten
stehn unter Laszlos Direktive,
die Besenkammer inklusive,
es müssen, keiner ausgenommen,
ja schließlich alle unterkommen,
und auf dem Lokus geht’s ja kaum.
Der Laszlo hüpft von Raum zu Raum.
Allüberall wird musiziert,
auch der Pascal ist involviert,
und für den Superstar in spe
beginnt jetzt eine Odyssee.
Zuerst rennt er ins Zimmer eins
zwecks Aufwärmübung mit Karl-Heinz,
wird dann gerufen zum Appell,
soll Achtel spielen möglichst schnell
und Tico Tico nach Gehör,
Allegro ala Dömötör,
im Wettlauf mit dem Benedikt,
wird dann ins Zimmer drei geschickt.
Dort wartet schon die kleine Jule
mit ihrer Klarinettenschule
und sagt zu ihm im Schlabberlook:
„Ich spiele Kuckuck Eierschluck,
der Dömi meint, du bist so frei
und bringst mir das jetzt schonend bei.“
Nach ein paar niedlichen Duetten
muss er nun wieder weiter jetten,
er soll im Dachgeschoss hoch oben
mit seinen Kumpels Trios proben
aus der Epoche Sturm und Drang,
am besten zwei-drei Stunden lang.
Die Zeit vergeht, die Jungens schnaufen,
die Lippen sind grün angelaufen
und fühln sich an wie Marmelade.
Sie packen ein, und als sie gerade
Die Raum verlassen wolln zu dritt,
kommt Dömi rein: „Soh jeht dat nit“
und spricht in seinem großen Zorn:
„Das ganze jetzt nochmal von vorn
Mit schöne Ton, das wäre Klasse,
sonst klingt es wie von Krankenkasse.“
Der Laszlo poltert, lobt und tobt,
ein Stündchen wird jetzt noch geprobt,
modernes Zeug und alte Schinken.
Dann braucht der Laszlo was zu trinken.
„Pascal, ich habe Durst total,
geh schnell mal ins Bistro, hol mir mal
ein Heißgetränk, doch bitte nur
die Dömötör Spezial-Mixtur,
Kaffee mit etwas Heiterkeit,
die Bistro-Tante weiß Bescheid.
Kommst Du von unten wieder rauf,
dann räumst Du mir die Bude auf.“
Und wenn der Junge das nicht kann,
dann muss halt seine Mutter ran,
sie hätte eh, die Elinor,
ein halbes Jahr nichts andres vor.
Der Kaffee bringt das klene Glück.
Jetzt aber zur Musik zurück,
zurück zu unserm Einzelfall.
Inzwischen nämlich hat Pascal
Den Wettkampf „Jugend musiziert“
Extrem erfolgreich absolviert,
geschmückt mit allerhöchsten Ehren.
Er konnt sich nicht dagegen wehren.
Zehn Wochen lang hat er zu Hause
Ein Stück geübt von Herrmann Krause
Für den Termin am zweiten März.
AM ersten März, das ist kein Scherz,
sagt Dömötör, man glaubt es nicht,
ihm freudestrahlend ins Gesicht:
„Pascal, nun mach die keine Sorgen,
ich gratuliere Dir, denn morgen
da spielst Du ein ganz and‘res Werk
und zwar von Olaf Winterberg,
ich geb‘s Dir gleich, kopier das mal.“
Jetzt könnt Ihr raten hier im Saal:
„Was hat Pascal wohl in der Nacht
Vor seinem Wettbewerb gemacht?“
Musik ist eben nicht bequem.
Bei diesem Unterrichtssystem
Gelingt es keinem hier auf Erden
Am Instrument nicht gut zu werden,
Herrn Dömötör sei Lob und Preis,
die alten Schüler sind Beweis,
die internationalen Spitzen,
die hier mit feuchten Augen sitzen,
denn so ein Abend geht nicht ohne
die Mafia der Saxophone
in Bruderschaft mit den adretten
Ganoven an den Klarinetten.
Sie sind gefragt in aller Welt
Und spieln, manchmal auch für Geld,
in Boston, Peking und Athen,
man hat in Fischeln sie gesehn,
gewinnen kurioserweise
mit Saxophonen Klassik-Preise
und ärgern die Musikstudenten
als Professoren und Dozenten.
Sie stehn im Mittelpunkt des Lichts,
versprühen Heiterkeit, und nichts
kann ihr Erscheinungsbild betrüben,
und wenn sie noch ein bisschen üben
mit Inbrunst und Beharrlichkeit,
dann sind sie sicher bald soweit,
als Musikantenunter vielen
beim Martinszug mal mitzuspielen.
Ich seh schon, ihr seid bestens drauf,
nur keine Angst, ich hör gleich auf,
jetzt wird es auch für Laszlo Zeit.
Wenn Ihr jedoch der Ansicht seid,
wir wollen heute Abschied nehmen,
dann sollt Ihr Euch gefälligst schämen,
denn niemand glaubt im Ernst daran,
dass dieser quietschfidele Mann
in nächster Zeit in Rente geht
und nur noch an der Theke steht.
Auch der Pascal, der Wunderknabe,
von dem ich hier berichtet habe,
wird ganz normal mit allen andern
am Montag nach Sollbrüggen wandern
durch unseren Musikschulgarten
und er wird warten, warten, warten.